Hochwasserschutzanlagen Rhume Northeim

Die Rhume entspringt am Südhang des Roten Berges bei Rhumspringe. Ihre Quelle gilt als die größte und stärkste Quelle Deutschlands. Neben einer Reihe von kleineren Zuflüssen nimmt sie bis zum Erreichen des Stadtgebietes von Northeim die im Südharz entspringenden Flüsse Oder, Sieber und Söse auf. Die Einzugsgebietsgröße beträgt in Northeim rund 1.190 km².

Das im Tal der Rhume liegende Stadtgebiet von Northeim wird seit jeher durch Hochwasser der Rhume gefährdet. Die zunehmende Siedlungstätigkeit in den früher überfluteten Auen hat die Gefahr im Laufe der Jahrhunderte deutlich erhöht.

Ausdehnung der Stadt Northeim 1780 (links) und 2006 (oben).

Im Jahr 1982 schloss der Leineverband mit der Stadt Northeim eine Vereinbarung über die Planung, Durchführung, Finanzierung und Unterhaltung der Hochwasserschutzanlagen. Der Ausbauplanung liegt das mit der Stadt Northeim aufgestellte Ausbaukonzept zugrunde; dieses umfasste folgende Teilmaßnahmen:

Die Rhume wurde im Bereich der Stadt in den Jahren 1984 bis 1992 eingedeicht und ausgebaut. Das 100-jährige Hochwasser wurde hierbei mit 510 m³/s festgelegt. Dies entspricht einer Abflussspende von rund 430 l/s und km². Das im 20. Jahrhundert höchste Hochwasser im Jahre 1946 hatte eine Abflussmenge von ca. 480 m³/s. Die ausgebaute Rhume folgt auf ganzer Länge dem bisherigen Profil, so dass der teilweise vorhandene schutzwürdige Baumbestand erhalten werden konnte.

Um einen wirkungsvollen Hochwasserschutz der Stadt Northeim gewährleisten zu können, sollte das HQ100 mit einem ausreichend bemessenen Freibord abgeführt werden. Gleichzeitig sollte bei Niedrigwasser noch eine ausreichende Wassertiefe von mehr als 25 cm aus fischereibiologischen Gründen vorhanden sein. Bei den hier vorhandenen großen Differenzen zwischen dem HQ100 und dem NNQ sind beide Forderungen nur mit einem Doppeltrapezprofilquerschnitt zu erfüllen. Zur Schaffung eines leistungsfähigen Abflussprofiles bei Hochwasser war es zudem erforderlich, neben dem Ausbau der Rhume auch das Vorland bis zu den Rhumedeichen abzugraben. Die Abgrabungsstärke betrug im Mittel rund 0,5 m.

Im Zuge der Abgrabungen sind innerhalb der beidseitigen Deichlinien Feuchtbiotope und lockere Gehölzpflanzung geschaffen worden. So wurden auch Belange des Umweltschutzes mit berücksichtigt.

Bei den im Bereich der Stadt Northeim gegebenen Untergrundverhältnissen ist durch die Deiche nur ein Hochwasserschutz für die fließende Welle gewährleistet. Bei länger andauernden höheren Abflussereignissen ist ein wirkungsvoller Schutz vor Sickerwasser bzw. Grundwasser nur mit einem wirtschaftlich nicht zu vertretenden Aufwand - u.a. durch Schöpfwerke - herzustellen. Durch die Qualmwassergräben in Verbindung mit den Regenrückhaltebecken kann lediglich eine teilweise Senkung des Grundwasserspiegels während eines ablaufenden Hochwassers sichergestellt werden. Die Deichunterhaltungswege und dabei insbesondere der Deichkronenweg werden heute auch als Fuß- und Radwege genutzt, die der Naherholung dienen.

Die Hochwasserschutzanlagen der Rhume in der Stadt Northeim 1998 (links), 2003 (rechts oben) und 2008 (rechts unten).

Gemäß eines Vertrages zwischen der Stadt Northeim und dem Leineverband (erneuert im Jahr 2009) nimmt der Leineverband in Absprache die Unterhaltung der Hochwasserschutzanlagen wahr.

Mahd der Vorländer der Hochwasserschutzanlage 2008 (links) und Säuberung eines Qualmwassergrabens 2009 (rechts).