Modellvorhaben Bewer

Die Bewer hat ein Einzugsgebiet von insgesamt ca. 42 km2 und über eine Lauflänge von 11 km ein mittleres Gefälle von ca. 1,8 %. Sie entspringt mit mehreren Quellbächen im Waldgebiet des Elfas und mündet bei Markoldendorf – einem Ortsteil der Stadt Dassel – in die Ilme, einen linksseitigen Nebenfluss der Leine. Die größten Nebengewässer der Bewer sind der Allerbach, der Reißbach und die Bremke.

Im Niedersächsischen Fließgewässerschutzsystem wird die Bewer als repräsentativ für den Naturraum des Weser- und Leinebergland genannt und ihr eine hohe ökologische Wertigkeit zugewiesen . Als langfristige Ziele werden die Verwirklichung der ökologischen Durchgängigkeit von der Quelle im Elfas über die Ilme – Hauptgewässer I. Priorität – und die Verbindungsgewässer Leine, Aller, Weser bis zur Nordsee; der Schutz und die Entwicklung des Bach-Ökosystems und seiner Aue sowie die Verbesserung der Wasserqualität genannt. Die Fließgewässer in diesem Naturraum sind in der Regel durch anthropogene Einflüsse mehr oder weniger stark beeinflusst und den Zwängen einer Kulturlandschaft unterworfen. Historische Karten belegen, dass die Gewässer im Einzugsgebiet der Bewer - vor allem ihre Unterläufe - bereits Ende des 19. Jahrhunderts zum überwiegenden Teil stark ausgebaut und in ihrer Lauflänge verkürzt waren.


Das Einzugsgebiet der Bewer mit Darstellung der Flächennutzung

Unter den repräsentativen Randbedingungen sollten im Vorhaben verschiedenartige Störeinflüsse auf diese Fließgewässer beseitigt und praxisnahe Erkenntnisse für eine naturnahe Gestaltung sowie Art und Umfang der Unterhaltung für vergleichbare Gewässer in diesem Naturraum gewonnen werden. Bestehende Vorflutverhältnisse sowie der vorhandene Hochwasserschutz sollten nur verändert werden, wenn Nutzungen im Bereich der Talaue hierdurch nicht wesentlich beeinträchtigt werden.

Die wesentlichen Ziele des Modellvorhabens sind:


Die innerhalb des Modellvorhabens gewonnenen Erfahrungen werden in diesem sowie in ähnlichen Naturräumen genutzt und führen zu reibungslosen und zeitsparenden Arbeitsabläufen, so das eine ökonomische Umsetzung der naturnahen Maßnahmen im Bereich der Gewässer erreicht werden kann.

Der Leineverband wurde als Träger des Modellvorhabens bestimmt und es wurde eine Projektgruppe gegründet, in der bis zur Verwaltungsreform des Landes Niedersachsen am 01.01.2005 die nachfolgenden Stellen vertreten waren.



Dieser Kreis wurde bei Erfordernis durch weitere Institutionen und Fachleute – u.a. seitens der Forstverwaltung - ergänzt.

Im Modellvorhaben sind naturschutzfachliche und wasserbauliche Methoden und Verfahren für die Planung, den Bau und die Unterhaltung entwickelt und erprobt worden. Nach einer Bestandsaufnahme und Bewertung wurden folgende Maßnahmen umgesetzt:

Abwasserreinigungskonzept
Zur Verminderung punktförmiger Belastungen durch Einleitung von Abwässern wurden Ab -wassertransportleitungen zur Abwasserreinigungsanlage Markoldendorf geführt und Klärteiche angelegt.
Herstellung der ökologischen Durchgängigkeit
Wehre wurden beseitigt und durch raue Sohlgleiten ersetzt, damit Fische und Kleinstlebewesen wieder im Gewässer wandern können.
Gewässerrandstreifen
Es wurde ein Gewässerrandstreifenkonzept entwickelt und Flächenerwerb getätigt.
Erwerb von Auenflächen
Nach weitergehenden Erfahrungen wurden im Planungsgebiet weitreichende Flächen in der Talaue erworben, um gezielt eine Gewässer- und Auenentwicklungen zu ermöglichen.

Es wurden vier Maßnahmenschwerpunkte an der Bewer ausgewählt.

Im Zuge der hierzu vorgenommenen Planungen wurden neue fachliche Grundsätze und hierauf abgestimmte Abläufe und Darstellungen in den Genehmigungsverfahren gemeinsam mit den zuständigen Behörden entwickelt.

Das Modellvorhaben ist durch eine intensive Öffentlichkeitsbeteiligung begleitet worden.

Einen Eindruck der umgesetzten Maßnahmen verschaffte sich die Projektgruppe auf einer Exkursion zuletzt im Juni 2009.

Die umgesetzten Maßnahmen werden zurzeit einem Monitoring hinsichtlich ihrer Wirkung auf die Gewässerökologie unterzogen. Die Ergebnisse werden Mitte 2010 vorliegen.