In der Vergangenheit wurde die Ilme durch den menschlichen Eingriff begradigt und versteint, um mehr Ackerflächen zu generieren und einen (vermeintlichen) Hochwasserschutz zu erreichen. Diese Maßnahmen führten zu einer Verringerung der natürlichen Fließdynamik, einer geringeren Artenvielfalt und einer schlechteren Wasserqualität der Ilme.
Der Leineverband ist Eigentümer des entsprechenden Gewässers und der betroffenen Gewässerrandstreifen. Durch die Renaturierung der Ilme wurde wieder ein naturnaher Flusslauf hergestellt, die Strukturvielfalt und Biodiversität im und am Gewässer erhöht und damit Lebensräume für Pflanzen und Tiere geschaffen.
Zur Zielerreichung wurden die Ufer der Ilme wechselseitig entsteint und Strömungslenker aus Baumstämmen sowie Kies als Laichsubstrat für Fische in das Abflussprofil eingebaut. Eine Flutmulde mit rund 2.000 m³ Rückhaltevolumen wurde nahe der Kolonie Siegfried angelegt. Durch die Pflanzung von 250 Bäumen und weiteren Sträuchern werden die Ufer der Ilme zukünftig als Lebensraum für Wildtiere und Vögel fungieren und die Ilme in den heißen Sommermonaten beschatten.
Die bauliche Umsetzung des Projektes hat insgesamt rund 900.000 € gekostet und wurde mit 90 % vom Land Niedersachsen finanziert. Der Landkreis Northeim hat die Cofinanzierung geleistet. Hinzu kommen noch Kosten für die vorgeschalteten Planungen. Der Leineverband war Träger der Maßnahme und hat die Bauherrenaufgabe übernommen.


2015 wurden durch den Leineverband und den Landkreis Holzminden erste Planungsideen entwickelt, wie man die ökologische Durchgängigkeit der Wispe in Delligsen am FCH-Wehr in Delligsen herstellen kann. 2025 wurde das Gesamtprojekt final fertiggestellt. Der Höhenunterschied von 4 Metern zwischen Ober- und Unterwasser der Wehranlage, der für Fische und Kleinstlebewesen unüberwindbar war, wurde durch einen Riegel-Becken-Pass zwischen Brücke Carlstraße und Brücke Göttinger Straße abgebaut. Im oberen Gewässerabschnitt zwischen Fußgängerbrücke Hochofenstraße und Brücke Carlstraße wurde durch die Verbreiterung des Abflussquerschnittes der Wispe inklusive Gestaltung einer Sekundäraue ausreichend Platz für eine natürliche Gewässerentwicklung erzielt. Gefällte Bäume und entnommenen Wurzelteller wurden als Strukturelemente wieder in den Wispeverlauf eingebaut. Zusätzlich eingebrachter Kies soll als Laichsubstrat für Fische dienen. Dadurch können sich auf natürlichem Weg verschiedene Wassertiefen und Strömungsgeschwindigkeiten ausbilden. Fische und Kleintiere finden nun wieder Nahrung und Versteckmöglichkeiten.
Durch das großzügig angelegte Gewässerprofil hat die Wispe nun Raum für eine eigendynamische Gewässerentwicklung ganz im Sinne der Vorgaben der EU-Wasserrahmenrichtlinie. Fische können jetzt von der Leine in der Wispe stromaufwärts durch Delligsen bis nach Kaierde wandern. Durch die Vergrößerung des Fließquerschnitts und einer Erhöhung der Uferböschungen auf der gesamten Maßnahmenstrecke konnte zudem der Hochwasserschutz für die Ortslage Delligsen erreicht werden. Das Land Niedersachsen hat für das Gesamtvorhaben insgesamt rund 1,8 Millionen Euro Fördergelder zur Verfügung gestellt.
Weitere Informationen:
Die Leine im Raum Göttingen verläuft überwiegend in einem naturfern ausgebauten Gerinne ohne jegliche Strukturvielfalt. Um die hier bestehenden ökologischen Defizite zu beheben, hat der Leineverband in unmittelbarer Nähe zum Stadtbereich auf einer Länge von 1,7 km umfangreiche Maßnahmen zur eigendynamischen Entwicklung, Reaktivierung der Aue, Verbesserung der Gewässerstruktur und damit gleichzeitig zur Abschwächung von Hochwasserspitzen umgesetzt.
Die Einbindung naturnaher Gewässerlandschaften in die städtische Naherholung trägt erheblich zur Akzeptanz von Renaturierungsmaßnahmen bei. So wurde im Projekt besonders auch auf die Zugänglichkeit und Erlebbarkeit des Gewässers geachtet.
Weitere Informationen:
Artikel in der Broschüre „Bach im Fluss 2022, der niedersächsische Gewässerwettbewerb“



Der natürliche Transport von Sand, Kies und Steinen – dem sogenannten Geschiebe – in Fließgewässern wurde in der Vergangenheit durch Begradigung, Aufstau und Ausbau zerstört.
Auch Wasserkraftanlagen wie die Calenberger Mühle verhindern durch ihre Stauanlagen den stromabwärts gerichteten Geschiebetransport. Kies lagert sich an den Anlagen an und muss entnommen werden, damit die Mühlenkanäle nicht verlanden. In der Vergangenheit wurde das ausgebaggerte Material oftmals im Wegebau verwertet. Im Unterlauf der Calenberger Mühle führte dies zu einem immer ausgeprägteren Geschiebedefizit. Die Sohle der Leine tieft sich ein, Kiesbänke und andere morphologische Strukturen an der Gewässersohle werden davongetragen und zerstört. Ohne diese natürlichen Strukturen fehlt es den einheimischen Tieren wie Bachforelle und Köcherfliegenlarve an Lebensraum.
Nun wurde der Kies aus dem Mühlengraben der Calenberger Mühle
erstmals wieder der Leine zugeführt.
Weitere Informationen:
Der Leineverband strebt für die Leine westlich der Ortschaft Hillerse, Stadt Northeim, durch die punktuelle Einbringung von Strukturelementen aus Totholz eine Entwicklung nach den Zielen der EG-Wasserrahmenrichtlinie (EG-WRRL) an. So soll ein wichtiger Beitrag zur Verbesserung des aktuellen mäßigen ökologischen Zustands in den guten ökologischen Zustand nach EG-WRRL erreicht werden.
Im Planbereich weist die Leine eine wenig gewundene Fließstrecke auf. Die Uferbefestigungen aus Stein entlang beider Ufer führen momentan zu einer konstant festgelegten Gewässerbreite. Eine erhebliche Tiefenerosion ist zu beobachten. Aktive Prall- und Gleithänge, wechselnde Sohlbreiten und unterschiedliche Sohltiefen können sich momentan nicht entwickeln. Ein monotones Fließbild ist die Folge.
Weitere Informationen:
Blickpunkt Leineverband Nr. 5: Totholz in den Gewässern des Leineverbandes
